Im gemalten „Garten Frankreich“ des Surrealisten Max Ernst schlängelt sich die Loire träge und blau durch die grüne Ebene. Der Maler aus dem rheinischen Brühl, naturalisierter Franzose, hatte sich nach seinem amerikanischen Exil in der Touraine angesiedelt. Hintergründig erschien ihm der Fluss: als Frau mit Schlange – lustvoll, fruchtbar, aber auch gefährlich. Ungezähmt ist die Loire bis heute: ein wilder natürlicher Flusslauf mit zahlreichen Nebenflüssen und stillen Tälern. Und ein üppiger, freigiebiger Garten.
Das romantisch-dunkle Bild ist nicht nur Künstlerphantasie. 40 Kilometer von Tours entfernt, am Ufer des Nebenflusses Cher, liegt das Schloss Chenonceau, bekannt auch als das „Château des Dames“, eine Bühne für manch politische Ränke.
Herausragende Besitzerin des wundervollen, auf Brückenpfeilern über dem Fluss erbauten Schlosses war Katharina de Medici. Sie stammte aus der berühmten Florentiner Patrizierfamilie, wurde als 14-jährige 1533 mit dem künftigen französischen König Heinrich II. verheiratet und sollte später französische Regentin werden. Man sagt ihr nach, zugunsten ihrer Kinder Gift, Lügen und Meuchelmord über ihre Widersacher gebracht zu haben.
Gestalterin dagegen war Diana von Poitiers, zeitweilige Besitzerin und Konkubine von Katharinas Gemahl. Sie ließ die Bogenbrücke über den Cher errichten sowie die weitläufigen italienischen Gärten, Obstpflanzungen, Gemüsebeete, Weingärten und prachtvollen Blumenrabatten. Zur Ehrenrettung Katharinas sei angemerkt, dass sie die Bogenbrücke Dianas mit Räumen überbauen ließ und Chenonceau damit sein unverwechselbares Bild gab.
Heute ist das Anwesen, dass auf eine Festungsanlage mit dazugehöriger Wassermühle zurückgeht, ein besonders strahlender Ort im architektonisch wahrhaft reichen Umland. Das Ensemble aus quadratischem Wohnhaus und Galerie im Wasser des Cher, dem pitoresken „Tour des Marques“ inmitten von Wassergräben sowie den streng geometrisch komponierten Gärten aus dem 16. Jahrhundert ist einzigartig: es ist schlicht das „eleganteste, feinste und originellste der Loire-Schlösser“.
Louise Dupin soll noch erwähnt sein, die sich hier in Frankreichs Garten mit Philosophen wie Montesquieu, Voltaire oder Rousseau umgab und das Schloss während der Revolution beschützte.
Monarchische Ranküne ist heute nicht mehr zu fürchten, die Schönheit des Ortes wirkt ganz allein. So kann sich der Besucher gelassen der Sammlung großer Meister wie Murillo, Tintoretto, Nicolas Poussin, Corregio oder Rubens hingeben, die Gärten erkunden oder aber unter der Pergola des Restaurant l’Orangerie die Früchte des Landes genießen.
Das geht auch, wenn man abseits der Hauptwege durch die Region schlendert: Pâtés, Rillons, Rillettes, Andouilles und Andouillettes sind mit das Beste, was das Land an der Loire zu bieten hat. Auch das „Géline de Touraine“, ein Huhn mit schwarzen Federn, der Ziegenkäse oder Süssigkeiten wie die „Amboisines“ genannte gefüllte Schokolade mit Likör sowie die gedörrten Birnen aus Rivarennes sind Versuchungen besonderer Güte. Zehn Weinregionen mit „appellations d`origine contrôlée“ steuern edlen, leckeren Roten und Weißen, gern auch moussierend, bei.
Chenonceau ist ganzjährig geöffnet, die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit.
Informationen zu Eintritttspreisen und Führungen erhalten sie unter:
Château de Chenonceau
37150 Chenonceaux
Tel. : + 33 (0)2 47 23 90 07
Fax : + (0)2 47 23 97 78
info@chenonceau.com
www.chateaux-de-la-loire.fr
Fotos: Imagedemarc